Cuenca/Ecuador – Trujillo/Peru

Fast 4 Tage verbringen wir im netten, ecuadorianischen Städtchen Cuenca hauptsächlich wegen Umbauten an unseren Fahrrädern. Wir wollen die Bremsen umrüsten. Rasende Abfahrten bis zu 25km am Stück mit schwerem Liegerad, dem sind die Felgenbremsen nicht gewachsen – enormer Verschleiß an Bremsklötzen und Felgen (fahre nun die 4. Vorderradfelge auf dieser Tour), unzureichende Bremsleistung, ständiges Nachjustieren. Jetzt probieren wir es mit Scheibenbremse vorne.
Das zahlt sich umgehend aus, denn im Gegensatz zu erstklassigen Straßen im Norden des Landes sind die Straßen hier teils sehr löchrig. Hinter jeder Kurve kann unerwartet der Asphalt unterbrochen sein.
Nachdem wir durch ganz Ecuador durch die Berge gefahren sind, geht es nun ins Tiefland. Mit jedem runtergezählten Höhenmeter wird es wärmer und wärmer.
Wir erreichen die peruanische Grenze.

Am Grenzübergang treffen wir eine ältere Dame aus Berlin, die allein im Kleinbus seit mehr als einem Jahr durch Südamerika reist. Sie ist froh, nach schlechten Erfahrungen mit Peruanern, dieses Land hinter sich zu lassen. Die ecuadorianischen Grenzbeamten verabschieden uns, wie schon einige ihrer Landsleute in den letzten Tagen, mit dem Hinweis, dass Peru gefährlich sei.

Die Landschaft wandelt sich. Es wird flach, die Vegetation wird karger. Wo noch vereinzelt Bäume auf trockenen Sandflächen stehen, werden diese zu Brennholz umgearbeitet. Abgeerntete Felder werden abgebrannt. Müll brennt. Es stinkt. Die abgelegenen, kleinen Ortschaften wirken farblos, arm, verwahrlost. Unvermittelt endet beinahe jeglicher Bewuchs, und an seine Stelle treten Müllhalden soweit das Auge reicht.
Die Menschen wandeln sich. „Gringos“ müssen wir nun öfter vernehmen. Beim Radfahren ärgern wir uns über Busse und LKW, die scheinbar möglichst knapp an uns vorbeirasen, obwohl die Gegenspur frei und einsehbar bis zum Horizont ist. Von einer aggressiveren Stimmung der Peruaner wurde uns schon gelegentlich berichtet.
In einem Ort, der wie jeder andere aussieht, stoppen wir, wollen etwas essen. Ehe unsere Räder abgestellt sind, steht ein Polizist neben uns und erklärt uns, jede Hand zu einer Pistole geformt, dass wir in der „Roten Zone“ sind. Wir sollten besser woanders essen, und er eskortiert uns ein Stück weiter. Später nochmals Polizeibegleitung. Wenigstens halten sie uns die Busse auf Abstand.
Bisher haben wir keinerlei Problem, fühlen uns nicht unsicher, aber der erste Eindruck ist kein sehr positiver.

Wir begegnen einer unfassbaren Grillenplage, die selbst die Einheimischen noch nicht erlebt haben. Zwei Orte auf unserem Weg sind flächendeckend mit etwa 3-4cm großen Grillen übersät. Bei jedem Schritt knackt es wie beim Zerdrücken von Blasenfolie. Im Restaurant springen sie uns auf den Kopf. Das Hotelbett teilen wir mit mehr Grillen, als bei einer Nacht im Freien. Mit allen Mittel werden sie bekämpft, zusammengefegt, mit großen Schaufeln in Säcke geschippt und verbrannt.
Gleichfalls zahlreich gibt es Motorrikschas, bekannt unter ihrem in Asien verwendeten Namen Tuk Tuk. In rot, gelb und blau beleben sie die Straßen, und immer wieder muss man staunen, wie viel man damit transportieren kann.

Wir sind in der Stadt Trujillo im „Casa de Ciclistas„, „dem Haus der Radfahrer“, von Lucho, ein Fahrradverrückter, der jeden Radler willkommen heißt, und viele waren schon hier, die man aus den Medien kennt. Inzwischen sind es fast 1000 Langstreckenradler in 23 Jahren.

Wie geht es weiter? Durch schwere Berge auf unasphaltierter Strecke oder durch triste Wüste mit permanentem, starken Gegenwind aber auf guter und flacher Straße. Erstmal etwas Pause.

Tom

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3. Juli 2008 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

One Response to “Cuenca/Ecuador – Trujillo/Peru”

  1. 1 Aron 7 Juli 2008 @ 14:10

    Hi Tom,

    finde es etwas schade, dass eure Erfahrungen zu Beginn gleich so unschön sind. Ich habe meinen Aufenthalt in Peru eigentlich sehr genossen und hoffe doch sehr, dass sich das Ganze noch bessert :)

    Vergesst auf keinen Fall mal irgendwo Seviche zu probieren, dass lohnt sich auf jeden Fall mal gegessen zu haben…

    Schöne Grüße aus dem ebenso kühlen, wie regnerischen Göttingen….

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