Varshi/Indien – Varanasi/Indien

Nach aufregenden 1,5 Tagen im Dorf Varshi, geht es weiter quer durch Indien. Ich treffe noch auf einige Interviewer und Fotografen, die sich als Reporter ausgeben, und ich würde es nicht mehr glauben, hätten sie nicht Visitenkarten und Ausweise. Alle paar Kilometer, scheint es eine neue Lokalzeitung zu geben. Einige Orte hatte ich im Vorfeld zur genaueren Besichtigung herausgesucht.
Zunächst geht es nach Mandu, ein kleiner Ort voll mit alten Gebäuden – Moschee, Paläste, Gräber, Stadttore, unzählige Ruinen. Zum Zwecke schlechter Erreichbarkeit im Kriegsfall ist der Ort auf einem Hochplateau angelegt. Ich nähere mich von einer Seite, von der ein steiler, unbefestigter Pfad hinaufführt. Ich kann bestätigen, dass Mandu zumindest nicht von Radfahrern erstürmt werden kann. Neben den Gebäuden und der Ruhe begeistert mich vor allem ein riesiger Baum, den ich beim herumstrolchen finde. Dieser ist voll behängt mit Flughunden. Dank großer Luftwurzeln lässt sich der Baum recht leicht erklettern, und ich steige in die Krone, um ein paar Flughund-Porträts zu machen. Nach für Indien obligatorischem Schlangenbeschwörer mit Kobra im Korb sehe ich hier meine erste freilebende Schlange. Das Reptil ist relativ klein, dennoch sind die Einheimischen bemüht, mich mit Fotoapparat und Schlange zu trennen. Ich komme noch zu einem Schnappschuss, ehe die Schlange spontan infolge heftiger Stockschläge verstirbt. Die Schlange wiederum kam vorher dazu, sicher als eine von ganz wenigen Schlangen weltweit, über ein Liegerad zu kriechen. Ein ereignisreicher Start in den Tag für die Schlange.
Weiter geht es zum großen Stupa von Sanchi, ein buddhistisches Denkmal, ursprünglich Grabhügel. Sehenswert hier vor allem die 4 reich verzierten Portale.
Absolut lohnend ist ein kleiner Umweg nach Khajuraho. Die dort zahlreich zu besichtigen Tempel sind über und über mit detaillierten Skulpturen bedeckt, die vor allem wegen ihrer erotischen Darstellungen berühmt sind.
Als einen der Höhepunkte in Indien war ich auf die Stadt Varanasi gespannt, für gläubige Hindus ein ganz besonderer Ort. Durch die Stadt fließt der Ganges, dessen Ufer hier von Steintreppen gesäumt ist, den sogenannten Ghats. Dort waschen Menschen ihre Kleidung und vor allem sich. Hindus glauben, sich dadurch rituell zu reinigen. Ansonsten dürfte der schwermetallbelastete, müllverunreinigte Fluss wenig Säuberung bringen. Sehr eindrücklich ist jedoch ein Ghat, das Manikarnaghat. Hier finden Leichenverbrennungen statt. Für einen Hindu gibt es nichts größeres, als nach seinem Tod hier eingeäschert zu werden. Aus dem ganzen Land werden Tote hierher gebracht oder kommen alte Menschen zum Sterben in die Stadt. Permanent brennen mehrere Scheiterhaufen. Die in Tücher eingeschlagenen Leichname werden auf einen Holzstapel gelegt, es werden bestimmte Rituale vollzogen, und der älteste Sohn entzündet des Feuer. Die Flamme stammt aus einem Feuer, das ununterbrochen in Gang gehalten wird. Unverbrannte Überreste, wie Schädel und Hüftknochen, werden in den Ganges geworfen. Das alles ist völlig öffentlich. Ich lasse mir alles genau erklären, wobei Fotografieren absolut unerwünscht ist. Frauen hingegen dürfen dem nicht bewohnen, da diese, wie man mir erklärt, emotional überreagieren, rumheulen und eventuell in suizidaler Absicht ins Feuer springen. Bestimmte Personengruppen werden nicht verbrannt in dem Glauben, sie brennen nicht, da sie rein sind – Kinder, Geistliche, Schwangere und durch den Biss einer Kobra zu Tode gekommene. Diese werden mit einer Steinplatte beschwert und im Fluss versenkt, was das Baden nochmals unappetitlicher macht.
Spannend auch die engen, verwinkelten Gassen in Varanasi. Immer mal hasten 4 Männer vorbei, die eine Bare mit einem Leichnam geschultert haben, und egal, wie eng und mit steilen Treppen versehen die Gassen sind, es laufen Kühe herum. Die scheinen genau zu wissen, dass sie Narrenfreiheit besitzen und benehmen sich entsprechend, zwingen alle, ihnen Platz zu machen.

Prägend auf dieser Etappe ist auch die unglaubliche Hitze. Ich habe bis zu 44°C, komme aber recht gut damit zurecht, denn mir gelingen mehrere lange Tagesetappen bis weit über 200km.
Bis Nepal ist es nun nicht mehr weit.

Tom

Fotos zu diesem Artikel: Varshi/Indien – Varanasi/Indien : Fotos

6. Juli 2007 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

One Response to “Varshi/Indien – Varanasi/Indien”

  1. 1 Jörg,Pamela und Paul 8 Juli 2007 @ 21:03

    Hi Tom!Haben lange nichts von uns hören lassen -sorry.Wir sind zugegebenermaßen etwas Faul (jedenfalls im mailen).Uns gehts jedenfalls gut ,alle gesund und munter.Denise erzählt immer von dir , deshalb bin ich immer gut informiert und schau nicht so oft auf deine seite ,obwohl das recht schade ist -weil gut geschrieben.Jetzt hängt ihr ja noch ein Jahr Südamerika ran ,da ist es schwer dranzubleiben.Für uns daheimgebliebene geht das Leben ja weiter -mit all dem Alltag und seinen kleinen Sorgen.Aber bald ist erstmal Urlaubszeit.Zwar bloß 2 Wochen,aber das reicht mir schon und bald geh ich ja mit Denise,Atze u.andera wandern.Bin ja gespannt.Heute waren wir kurz klettern am Kegel , die haben da eine ganze menge gemacht.Hat mal wieder spass gemacht.So Tom ,das solls mal gewesen sein.hab über deine website geschrieben ,weil mein mailprogramm nich funktioniert.Alles Gute für Dich!Pamela,Paul und Jörg

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