Ciudad del Este/Paraguay – Rio de Janeiro/Brasilien

Nur einen kleinen Eindruck verschaffen wir uns von Paraguay. Nach kurzer Fahrt durch ein im Vergleich zu den Nachbarn sichtbar ärmeres Land, sind wir in der Grenzstadt Ciudad del Este, ein Warenumschlagplatz – Elektronik- und Fotoartikel, Schmuggelware, gefälschte Markenartikel. Die Nachbarn aus Brasilien und Argentinien kommen fleißig zum Einkaufen. Dementsprechend sieht es aus. Es gibt unzählige Elektronikkaufhäuser, in denen ein Laden am anderen ist, alle in etwa mit dem gleichen mageren Angebot. Die Gänge sind voll Verpackungsmüll. Auf den Gehwegen drängen sich die Verkaufsstände. Wenig Platz auf den Straßen für den Verkehr.
Als wir gegen 19.30Uhr unser Hotel verlassen, um etwas zu essen, wirkt die Stadt wie ausgestorben. Zurück bleibt eine Müllhalde. In Argentinien beginnt um diese Zeit allmählich das Leben, wäre es in den meisten Restaurants zu früh, etwas zu essen. Hier ist es zu spät.
Einen Tag nach unserer Einreise verlassen wir Paraguay und sind wohl die einzigen Ausländer, die nichts eingekauft haben.
Obwohl wir nur eine Drecksstadt kennengelernt haben, sind wir zuversichtlich, dass wir keinen repräsentativen Eindruck des Landes bekommen haben.

Über eine Brücke überqueren wir den Parana von Ciudad del Este/Paraguay nach Foz do Iguacu/Brasilien.
Nach 10,5 Monaten in spanischsprachigen Ländern sind wir mit Portugiesisch konfrontiert. Eigenartig und stets anders klingt dies Sprache für uns – mal irgendwie slavisch, mal ostasiatisch, mal skandinavisch, mal wie holländisches oder schweizer Spanisch. Dennoch gelingt die wesentliche Kommunikation, indem wir Spanisch sprechen, unser Gegenüber Portugiesisch.
In jedem neuen Land freuen wir uns auch auf kulinarische Neuheiten. Die argentinische Küche bestand doch in erster Linie aus Fleisch. Die brasilianische Küche, zumindest hier im Süden des riesigen Landes, ist wenig exotisch, aber es gibt zusätzlich viele ausländische Restaurants, und es gibt Buffets. Eine reiche Auswahl an Speisen wird nach Gewicht abgerechnet oder man zahlt pauschal pro Person. Ein all-you-can-eat günstigsten Falls für unter 1,40€. Das hätte uns zu unseren hochaktiven Zeiten auf dem Fahrrad mal unterkommen sollen.

Erneut, diesmal von der anderen Seite, besuchen wir die Iguacu-Wasserfälle auf der Grenze zwischen Argentinien und Brasilien. Auch bei der zweiten Besichtigung mit neuen Ein- und Ausblicken beeindrucken „Die schönsten Wasserfälle der Welt“. Entlang einer 2,7km langen Kante stürzt sich der Iguacu in die Tiefe und bildet etwa 270 einzelne Wasserfälle mit einer Höhe bis zu über 80m.
In Sachen Fauna sind wir beeindruckt von einer Ameisenart (vermutlich Dinoponera (australis)). Von Kopf bis Hinterteil ist sie schätzungsweise bis zu 3cm lang. Was für ein riesen Teil von Ameise.
Und wir sehen Capybaras, das größte Nagetier der Welt – Meerschweine in der Größe eines Hausschweins.

In Foz endet das Radfahren in Südamerika. Denises freies Jahr geht zu Ende. Da man die letzten 10,5 Monate nicht unbedingt als erholsamen Urlaub bezeichnen kann, wollen wir davon noch etwas einlegen, wozu es uns vor allem an die sonnigen Strände des Landes zieht.
Darüber hinaus besuchen wir u.a. die Stadt Blumenau. Erstmals waren wir damit in Berührung gekommen, als wir in Chile einen Motorradfahrer getroffen haben, dessen Kennzeichen die Aufschrift „SC – Blumenau“ trug. Fan eines deutschen Kreisliga-Fußballvereins? Blumenau wurde von deutschen Einwanderern im Bundesstaat Santa Catarina (SC) gegründet. Etliche hier sprechen Deutsch, es gibt viele deutsche Namen, man baut Fachwerkhäuser nach, und das Oktoberfest ist das zweitgrößte Volksfest in Brasilien nach dem Karneval in Rio.
Nachdem wir ohne die Fahrräder etwas durch Brasilien gereist sind, fahren wir mit dem Bus, die Räder im Gepäck, nach Rio de Janeiro.

Rio de Janeiro, die Stadt mit dem Zuckerhut, dem Corcovado mit der riesigen Christusstatue, die Stadtteile Copacabana und Ipanema und deren bekannte Strände, eine kontrastreiche Mischung aus Architektur von der Kolonialzeit bis zur Moderne. Viel zu sehen gibt es in dieser lebendigen 6-Millionen-Metropole.
Herausragend ist der Ausflug auf den Berg Corcovado. Von 700m über der Stadt bietet sich ein spektakulärer Anblick. Entlang einer verschlungenen Küstenlinie stehen die Hochhäuser gleich hinter dem Sandstrand. Vorgelagert sind kleine Inseln und Halbinseln, dazwischen befinden sich Berge, allen voran der aus dieser Perspektive markante, steile Zuckerhut-Granitfelsen. Eine sensationell gelegene Stadt, die dahingehend sicher ihresgleichen sucht.
Und in Rio gibt es den berühmten Karneval, der unmittelbar bevorsteht, eines der größten Feste der Welt. Als negative Begleiterscheinung verknappen sich die Unterkünfte, und die Preise steigen teilweise bis auf das 11-fache. Unbedacht haben wir unsere Abreise auf 2 Tage vor den Beginn des Karnevals gelegt, kommen aber in den Genuss der Generalprobe einer Sambaschule im Sambadrom, dem Veranstaltungsort. Die mehr als 88000 Zuschauer fassenden Tribünen sind gut gefüllt. Heute ist der Eintritt kostenlos, in einer Woche werden sich viele der Einheimischen die Eintrittspreise zwischen 70,-€ und 300,-€ wohl nicht leisten können.

Nach 6 Tagen in Rio endet unser Aufenthalt dort und unsere gemeinsame Radreise. Vor 11 Monaten und 14500km waren Denise und ich in Costa Rica losgefahren. Ursprünglich sollte die Südamerikaetappe bis Buenos Aires gehen. Dank guter Fahrt konnten wir noch etwas von Uruguay und dem südlichen Brasilien kennenlernen. Eine schöne Zugabe. 11 Monate liegen hinter uns, in denen wir viel gesehen, erlebt und einige Herausforderungen zusammen gemeistert haben. Danke Denise.

Während Denise nach Berlin fliegt, fliege ich nach Lissabon, um von dort Richtung Marokko zu radeln.

Tom

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18. Februar 2009 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

2 Responses to “Ciudad del Este/Paraguay – Rio de Janeiro/Brasilien”

  1. 1 maik 19 Februar 2009 @ 5:04

    11 Monate zusammen auf dem Rad durch Südamerika! Lebenszeit! Hut ab! Glückwunsch! Was kann man sonst noch sagen? ;) Guten Flug und einen herzlichen Empfang in Berlin/ Europa für euch beide und danke noch einmal für die schönen Fotos und den Etappenbericht. Wir freuen uns mit euch.

    elisa y maik

  2. 2 Aron 3 März 2009 @ 11:20

    Na dann…. auf zum Endspurt Tom :)

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