Split/Kroatien – Elbasan/Albanien

Reisewetter: Um Split milde 20°C; später starker, Kälte bringender Wind mit Windgeschwindigkeiten bis 95km/h und frostigen Nächten aber sonnigen Tagen; der erste Regen.

Weiter geht es auf Balkan-Ländersammeltour – Kroatien, Bosnien und Herzegowina, das jüngste Land Montenegro, Albanien. Spannend dabei die Abwechslung die jede Grenze mit sich bringt. Jedes Einzelland hat andere Gesichter, selbst die ganz kleinen – neue Landschaften, neue Kultur, plötzlich auftauchender muslimischer Einfluss, … .

Das Land, das uns bisher am stärksten beeindruckt, ist Albanien. Nach Zahlung von 10,-€ „Eintritt“ sind wir in einem Land, über das wir, in vielerlei Hinsicht stiefmütterlich behandelt, wenig wissen. Entsprechend neugierig sind wir. Wir steuern hinter der Grenze die größere Stadt Shkodra an.
Der erste Eindruck ein Schock – eine wackelige Brücke über einen trüben Fluss, die großen Magistralen teils löchrige Schlammpiste, wilde Basare links und rechts, Autos, Esel- und Pferdekarren im chaotischen Durcheinander. Dieses Bild bietet sich später teils sogar in der Stadt Tirana, nicht weniger als eine Hauptstadt in Europa. Für unser bisheriges Verständnis unvorstellbar, dass wir noch in Europa sind.
Ein weiterer Eindruck, der für uns mit Albanien verbunden ist, sind jedoch die angenehmen Menschen. Zum Beispiel sind unsere Räder immer Anziehungsobjekt, umringt und begutachtet. Dabei wird auch gerne alles angefasst. Nicht so in Albanien. Auch hier Neugier, man hält aber einen Mindestabstand ein. Die Menschen, denen wir begegnen, sind uns gegenüber ausgesprochen respektvoll. Man ist stets ehrlich um unser Wohl bemüht. Wir fühlen uns sicher, wenngleich wir auch Anderes gehört haben. Es gibt wohl eine starke Mafia, was vielleicht offenen Reichtum inmitten von Armut und Müll erklärt. Immer ein erschreckendes Bild.
Sicher und gut auch für uns, dass man durch Pferdewagen u.ä. an Hindernisse auf der Straße gewöhnt ist. Wobei man andererseits viel davon Gebrauch macht, auf einer in jede Richtung einspurigen Straße jeweils zweispurig zu fahren. Im übrigen fährt man zum größten Teil Mercedes jeden Alters.

Eine besondere Begegnung haben wir hinter Tirana. Schlecht einen Lagerplatz findend, fragen wir Bauern, ob wir auf ihrem Land zelten dürfen. Man bringt uns darauf hin zur Kirche, wo man uns aufnimmt. Kein Kirchengebäude, sondern ein unbeheizter Block. Dort anwesend 1 koreanischer Missionar, 2 japanische Köchinnen, 3 albanische Jugendliche. Wir bekommen Betten, können duschen – das versuchten wir vorher in Tirana vergeblich – werden zum Essen eingeladen. Wir wollen den Hintergrund dieser Einrichtung erfahren. Eine Friedensorganisation, auch wenn sich alles um’s Christentum dreht keine Kirche, aufgeschlossen anderen Religionen gegenüber. Alles bleibt vage, wir skeptisch. Eine uns dann vorgeführte DVD bringt Licht ins Dunkel. Uniforme Massenhochzeiten, wo sich einander unbekannte Menschen verheiraten lassen, die zum Paar bestimmt werden, weil sie unterschiedlichsten Kulturkreisen angehören. Zwei der anwesenden Albaner sind mit Japanerinnen verheiratet. Das Reisen ins Ausland ist Albanern aber weitestgehend unmöglich. Eine Ehe mit Zusammenleben steht also erst mal nicht an. Geschichtlicher Hintergrund der Organisation: gegründet vom Koreaner Mun. Eine freundliche Sekte also (Mun-Sekte). Hätte man uns doch gleich sagen können. Die Leute hier waren aber freundlich zu uns und sehr hilfreich. Sich mit kritischem Abstand ihre Lebensphilosophien anzuhören, ist auch in Ordnung. Nebenbei erfahren wir auch noch einiges über Albanien, ein Land mit eigener Sprache, Kultur, Identität.

Bei uns bleibt die Frage, warum man dieses Land und seine Menschen so ausgrenzt.

Tom

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6. November 2006 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

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