Urlaub in Südchile und Südargentinien Teil 1

Santiago de Chile nach ca. 1000km Busfahrt. Wir erwarten Andrea, die Tante aus dem Osten mit Westgeschenken. Schließlich habe ich Geburtstag. Andrea auch. Während man ihr das selbstredend nicht ansieht, ist es für mich bereits der 3. Geburtstag auf dieser Reise – 2006 Griechenland, 2007 Japan, 2008 Argentinien. Die nächsten 6 Wochen wollen wir zu dritt per Auto unterwegs sein.

Auf dem Plan stehen vor allem landschaftliche Schönheiten. Es geht nach Patagonien, ein Landstrich, dem diesbezüglich ein großer Ruf vorauseilt.
Zunächst ein Besuch des Vulkans Villarica, ein ausgesprochen ansehnlicher Vulkan wegen seiner symmetrischen Form mit Schneeüberzug und kleiner Rauchfahne. So, wie ein Vulkan aussehen soll. In der Umgebung wandern wir etwas durch sehr abwechslungsreiche Vegetation auf nur wenigen hundert Höhenmetern. Es geht durch Bambus- dann durch Araukarienwald, eine sehr speziell aussehende Nadelbaumart, um nach kurzer Graslandschaft schon an der Schneegrenze zu sein.
Nächste Station sind die Berge Fitz Roy und Cerro Torre, schroffe Granitberge. Letzterer hat im Ohr von Kletterern einen ganz besonderen Klang, gilt er als einer der am schwersten zu besteigenden Gipfel der Welt trotz einer Höhe von nur wenig über 3000m. Grund sind vor allem die extremen Wetterbedingungen. Am Fitz Roy wandern und zelten wir im Schnee, kommen in einen Schneesturm, bei dem wir nur wenige Meter weit gucken können. Es ist naß, kalt, ungemütlich, und ständig weht ein stürmischer Wind. Die Berge verstecken sich in den Wolken.
Mehr Glück haben wir am Cerro Torre. Für einige Zeit sehen wir die markanten Felsnadeln über Gletscher und Gletschersee thronen. Der erste Blick auf den Berg seit 20 Tagen, wie uns ein Ranger erzählt.
Ein Höhepunkt ist der Besuch des Perito Moreno Gletschers. Eine über 4km breite Eismasse schiebt sich täglich ca. einen Meter voran in einen See. Dicht stehen wir vor der 50-60m hohen, zerklüfteten, in verschiedenen Blautönen schimmernden Eiswand. Es knackt und donnert im Eis, als tobt im inneren ein Gewitter. Große Eisbrocken stürzen ins Wasser und tauchen träge wieder auf, wie ein Wal. Gewaltig, spektakulär, schön.
Anschließend wandern wir mehr als 90km in 4 Tagen durch den Nationalpark Torres del Paine, der als eines der schönsten Wandergebiete der Welt angeführt wird – schroffe Berge, Gletscher, schwimmende Eisberge, türkisfarbene und dunkelblaue Seen nebeneinander.
Dazu sehen wir viele Tiere in Patagonien – Gürteltier, Nandus (die südamerikanische Variante des Strauß), Guanakos, Kondore, Schwarzhalsschwäne, Flamingos.

Auto(bei)fahren ist so bequem. Das Auto kann aber auch zu einem Klotz am Bein werden, zum Beispiel beim Grenzübertritt.
Problemlos waren wir mit unserem chilenischen Mietwagen von Chile nach Argentinien eingereist, hatten alle Genehmigungen und hatten uns an der Grenze bestätigen lassen, daß wir im Besitz aller erforderlichen Papiere sind.
Nun wollen wir mit unserem chilenischen Fahrzeug zurück von Argentinien nach Chile, eigentlich der einfachere Teil. „Es fehlt die chilenische Version des argentinischen Formulars 2112 über die Ausführ und zeitweilige Einfuhr von Mietfahrzeugen des Abkommens zwischen beiden Ländern.“ Nicht, daß wir nicht auch solch ein Formular haben, aber alles Diskutieren hilft nichts. Man will uns nicht ausreisen lassen. In den letzten 2 Jahren habe ich so einiges erlebt bei Grenzübertritten – Israel, Ägypten, Tibet und China. Chile und Argentinien fügen sich dort nahtlos ein. Erstmals jedoch können wir nicht ausreisen. Wir sollen das entsprechende Schreiben von unserer Autovermietung besorgen. 250 Kilometer zurück in die nächste Stadt. Die Autovermietung verweist uns an die Polizei, die an den Zoll. Keiner kann uns weiterhelfen. Es folgen lange Telefonate mit der Autovermietung in Chile. Letztlich bringt auch das nichts, denn unsere Papiere sind vollständig. Einzige Lösungsidee der Autovermietung ist, einen anderen Grenzübergang zu probieren. Es würde sich um Korruption handeln – Probleme machen, um Geld zu erpressen. Das wiederum scheint uns in Argentinien und so, wie es an der Grenze abgelaufen ist dann doch unwahrscheinlich. Eine andere Möglichkeit sehen wir erstmal nicht. 500 Kilometer und 1 Tag später an einem anderen Grenzübergang – „Guten Tag. … Gut.“, Stempel, „Auf Wiedersehen.“ und Argentinien liegt hinter uns. Außer Spesen nichts gewesen.

Nun sind wir in Punta Arenas, das südliche Ende des amerikanischen Festlandes. Vor uns liegt die Insel Feuerland.

Tom

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21. November 2008 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

4 Responses to “Urlaub in Südchile und Südargentinien Teil 1”

  1. 1 Stefan 28 November 2008 @ 22:02

    Hallo Ihr, nunmehr drei Weltreisenden. Wieder habe ich zu spät hier hinein gesehen und nun auch noch das Wiegenfest von TOM vergessen (Andrea wussten wir auch nicht). Also auf diesem Wege öffentlich Abbitte und natürlich alles erdenklich Gute dem Geburtstagkinde (auch Andrea, wenn sie noch bei euch ist?)- das Geschenk machtst Du Dir ja gerade selbst.

    Der Text sagt eigentlich alles: schöner Trekkingaufenthalt in landschaftlich reizvoller Umgebung- mit Zollunanehmlichkeiten, wie gehabt! Die Bilder haben uns gezeigt, da müsste man mal hin, das Bild von Cuernos ziert nun mein Deskop, wo ein anderer Berg von Dir weichen musste….

    Also weiterhin alles Gute für euch, der Schnee (ja, auch in Deutschland gibt es so etwas noch) liegt im Thüringer Wald und wir werden (u.a.) morgen mal hinfahren. Heute gab es aber noch Segeltraining auf dem Müggelsee- wir waren die Einzigen…

    Viele Grüße von Tina und Stefan aus BÄRLIN

  2. 2 Charlize, Nadine & Oliver 20 Dezember 2008 @ 18:12

    Hi Tom,

    liebe Grüße zum Geburtstag, Deutschland ergibt sich dem jährlichen Weihnachtswahn – über die Jahre habe ich meine Verwandschaft auf meine puristischen Geschenke eingewöhnt, so dass ich mir da keinen Stress mache.

    Puh hattest Du die Spinne auf der Hand?? Da bekommt man doch einen Schreck, wenn die in die falsche Richtung flitzt auch wenn man weis, dass Sie harmlos sind.

    Wo auch immer Ihr dann sein werded, ein schönes Weihnachten und einen schönen Rutsch

    die drei Hamburger

  3. 3 Tom 20 Dezember 2008 @ 20:10

    Ausnahmsweise hatte ich die Spinne auf der Hand. Sonst uebernimmt das Denise, die man von allen gefaehrlichen Tieren wegzerren muss.

    Tom

  4. 4 mike 23 Dezember 2008 @ 16:23

    hallo ihr beiden

    erst mal euch ein frohes und glückliches weihnachtsfest in der ferne. immer wieder spannend euere berichte zulesen. wann rest ihr zurück nach berlin?
    laßt euch zeit. hier ist zur zeit nichts los, ausser konjunkturprogamm die 2.

    mit plattfuss und kettenriß

    mike

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