San Pedro de Atacama/Chile – Mendoza/Argentinien
San Pedro – DAS Touristendorf in der Atacama und entsprechend teuer, aber genau das Maß an Service und Bequemlichkeit, das wir mal wieder brauchen. 2 Tage bringen wir uns und unsere Ausrüstung hier auf Vordermann.
Ein letztes Mal geht es mit dem Fahrrad über die Anden. Im Vergleich zur letzten Etappe einfache Strecke trotz einiger 4000er Pässe. Nur 4,5 Tage brauchen wir für etwa 550km. Anfänglich gibt es doch noch eine Aussöhnung mit dem Wind, der uns in letzter Zeit so geärgert hat. Kräftig bläst er von hinten und ermöglicht ein ordentliches Tempo. So können wir an einer nur wenig steilen Abfahrt unsere Geschwindigkeitsrekorde auf stolze 87km/h (Denise) und 97km/h (Tom) steigern. Aber dieser blöde Wind. An verschiedenen Tagen schafft er es, Gegenwind zu sein, egal ob wir nach Westen, Osten oder Süden radeln.
Wir verlassen vorerst schon wieder Chile und sind in Argentinien.
Erstmals erscheint „Buenos Aires“ auf einer Entfernungstafel – ursprünglich unser Endziel in Südamerika. Wir haben das euphorische Gefühl, es schon so gut wie geschafft zu haben. Alle großen Schwierigkeiten liegen hinter uns. Nur noch 500km bis Salta, dann nur noch 1300km nach Mendoza und dann nur noch 1200km bis nach Buenos Aires denken wir.
Landschaftlich bietet diese Strecke wieder einige Glanzpunkte. Es geht nochmals entlang kleiner Seen, über einen gleißend weißen, strukturierten Salzsee, durch Schluchten mit riesigen Kakteen. Dann stürzt sich die Straße aberwitzig ins Tal, windet sich durch eine zerfurchte Landschaft. Die Berge um den Ort Purmamarca haben alle Farben – verschiedene Rot-, Braun-, Gelbtöne, grau, blau, grün, türkis – völlig irre.
Hinter dieser Abfahrt sind wir etwa 2000 Höhenmeter tiefer. Nach den kargen Hochflächen gibt es nach Wochen wieder Bäume. Man kann die Vegetation riechen, deutlich höhere Temperaturen fühlen. Papageien lärmen – ein Schwarm besteht aus vielen Paaren, die scheinbar immer was zu zetern haben. Es ist, als würde sich nach einem Winterhalbjahr der Sommer einstellen. Ein Hochgefühl. An diesem Abend campieren wir ohne Zelt und ohne Wassersäcke unter dem Kopf, wodurch wir in letzter Zeit deren Einfrieren verhindern mussten.
In den folgenden Nächten ziehen wir uns jedoch wieder ins Innenzelt zurück, denn die Wärme bringt auch die unangenehme Begleiterscheinung Mücken, Fliegen, Ameisen.
Auf einer kleinen Straße – Fernstraße mit bestem Asphalt, aber nur 3-4m breit, die sich durch die bewaldeten Berge windet und um die Täler, als würde man entlang der norwegischen Fjorde fahren – kommen wir nach Salta, eine Stadt, die als eine der schönsten Argentiniens gilt.
Nach zügiger Fahrt mit einem Durchschnitt von mehr als 100km pro Tag erreichen wir Mendoza. Eine Geisterstadt. Kaum ein Mensch auf den baumreichen Alleen, alle Geschäfte vergittert. Es ist Sonntag, früher Nachmittag. Später erweist sich Mendoza durchaus als lebendige Stadt. Täglich zur Siesta ca. zwischen 13 und 17Uhr verschwinden die Menschen und der Verkehr von den Straßen, die Geschäfte schließen. Alles fällt in einen Dornröschenschlaf. Das Leben spielt sich in Argentinien vor allem am Abend ab. In manchen Restaurants gibt es erst nach 20-21Uhr etwas zu essen.
Als Quartier steht uns in Mendoza ein „eigenes“ Haus zur Verfügung. Hugo heißt unser Gastgeber, ein netter, älterer Herr mit deutschen und schweizer Vorfahren. Wir hatten ihn auf dem Weg hierher getroffen, er hat uns eingeladen und ist seither ausgesprochen besorgt um unsere Sicherheit. Wir sehen dafür wenig Anlass, erscheint uns Argentinien bisher sehr freundlich und entspannt. Auf der Straße grüsst man uns freundlich, ist interessiert aber nicht aufdringlich. Die Autofahrer weichen aus. Im Geschäft oder Restaurant wird man als Kunde, wie wir es verstehen, beachtet. In Argentinien unterscheiden wir Gringos uns etwas weniger von den Einheimischen.
Tom
Fotos zu diesem Artikel: San Pedro de Atacama/Chile – La Cumbre/Argentinien : Fotos
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