Bogota/Kolumbien – Ipiales/Kolumbien

Ganze 2 Wochen verbringen wir in Bogota. Für mich mehr als die physische Belastung, ist für mich auf so einer langen Reise die ständige Rastlosigkeit ein Stressfaktor. Jeden Tag alles zusammenpacken und auf’s Rad. Zwar erledigen wir einiges, verbringen aber auch viel Zeit in Elisas und Maiks Wohnung – Entspannung.
Wichtigste Erledigung ist die Verlängerung unserer Aufenthaltsgenehmigung. Jedes Mal ärgerlich, sich seine Reisepläne von solchen Formalitäten diktieren zu lassen, erst recht, wenn scheinbar Willkür herrscht, denn eigentlich hätten wir gleich ausreichende 90 Tage Aufenthalt bekommen können. Aber die Verlängerung ist eben auch eine Geldeinnahmequelle. Bedacht werden dabei auch die unmittelbar vor der Behörde auf dem Gehweg niedergelassenen Gewerbe um Passfotos und Kopien, denn natürlich braucht es Formulare, auch wenn die Behörde anschließend selbst digitale Fotos erstellt und von jedem Finger der rechten Hand je 2 digitale Fingerabdrücke nimmt. Wenn die mal nicht im Sinne guter Zusammenarbeit bei den US-Behörden landen.
Ein Ausflug nördlich aus der Stadt bringt uns ins schöne Klettergebiet Suesca. Nicht nur, dass sich das Radfahren in Kolumbien großer Beliebtheit erfreut, auch das Sportklettern hat hier Anhänger gefunden. Endlich mal wieder etwas am Felsen hängen. Infolge mangelnder Oberkörperertüchtigung ist es mit der Kletterform nicht ums Beste bestellt, reicht aber, um mir nicht völlig schlechte Laune zu bereiten. Und, Klettern ist einfach besser als Segeln ;).
An einem Sonntag, Ciclovia, Radfahrtag, verlassen wir Bogota begleitet von Elisa und Maik auf dem Rad und Elisas Papa und Bruder mit Freundin mit dem Auto.
Vom 2600m hoch gelegenen Bogota geht es wieder ganz hinab und durch das heiße Tal des Flusses Magdalena, anschließend über die westliche Bergkette, dann wieder hoch, runter, hoch, … – viele Tage geht es durchschnittlich 1400 Höhenmeter hoch bis auf über 3000m und wieder hinab. Anstrengend, aber dadurch gibt es einen ständigen Wandel der Landschaft abhängig von der Höhe. Kolumbien gilt als Land mit sehr hoher Biodiversität.
Wir erreichen San Augustin. Ein deutsches Reiseradlerpaar, Paola und Igel (www.grenzenlos.ath.cx), hat dort eine sehr gemütliche Finca, die Casa de Ciclistas, in der andere Radreisende herzlich willkommen sind, auch wenn die beiden gar nicht da sind, sondern seit nunmehr 7 Jahren auf Tour. Hier treffen wir 3 andere Radfahrer – Andrew aus USA unterwegs mit Mountainbike und Hänger (http://teacherontwowheels.com) und Stefan und Pius aus der Schweiz, Liegeradler (www.panamerica.ch). Ich freue mich. Seit Tourstart 2006 sind es die ersten Langstreckenliegeradler, die ich treffe. Liegeradfahrer bleiben eine Seltenheit. Schon seit einiger Zeit gab es Gerüchte über weitere Liegeradler ein paar Wochen voraus. Das ist etwas wie stille Post, man hat immer ein paar Infos, wer noch so auf großer Tour ¨in der Gegend¨ ist. Nach gesprächigem Abend mit schweizer Röstli besteigen die 3 für den nächsten Streckenabschnitt einen Bus, während wir einen Tag in San Augustin verbringen. Wir hoffen, uns in Quito/Ecuador wieder zu treffen.
In der Umgebung von San Augustin gibt es nämlich archäologische Sehenswürdigkeiten – lustige Steinskulpturen untergegangener Kulturen.
Das nächste Teilstück hat es in sich. Es geht rauf auf fast 3200m und die Strecke ist größtenteils nicht asphaltiert. Unangenehm wird es spätestens, als es viel regnet. Die Steine werden rutschig, die Piste schlammig. Wasser stürzt in Wasserfällen auf die Strecke. Etliche kleinere Erdrutsche. Einer blockiert die Straße komplett. Während der spärliche Autoverkehr zum Erliegen kommt, nehme ich die Fahrräder unter den Arm, meines incl. Gepäck ca. 50kg schwer, und klettere über den Erdrutsch. Dabei versinke ich bis zu den Knien im Schlamm und komme nur mühsam voran. Dann ist es geschafft. Nach etwas über 2 Tagen liegt die Piste hinter uns. Wir erreichen die sehenswerte Stadt Popayan.
Strecken, wie diese Piste und unendliche Aufstiege strapazieren Denises Motivation gelegentlich. Die wunderschöne Landschaft hilft begrenzt. Tapfer fährt sie alles, aber es gibt Dinge, die ihr mehr Spaß machen. Mir helfen da sicher vergangene Radreiseerfahrungen. Anders als Denise denke ich: oh doch, es geht schlimmer und sooo schlimm ist das doch alles nicht.
Nach 2 Monaten in Kolumbien erreichen wir die Grenze nach Ecuador. Zum Abschied erklingt nicht die kolumbianische Nationalhymne wie allabendlich im Radio und als „Rausschmeißer“ im Supermarkt.

Vielen Dank an Elisa, Maik und Elisas Papa für die Unterstützung auf unserem gesamten Kolumbien-Abschnitt mit Infos, Unterkünften, vor allem Gesellschaft u.v.m.

Tom

Fotos zu diesem Artikel: Bogota/Kolumbien – Ipiales/Kolumbien : Fotos

8. Juni 2008 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

3 Responses to “Bogota/Kolumbien – Ipiales/Kolumbien”

  1. 1 Maik 8 Juni 2008 @ 2:22

    Hallo ihr beiden,

    dann seid ihr also gut in Quito eingerollt! Gratulation! Danke an Euch beide für den schönen Text und die schon zum Standard werdenen tollen, aber immer wieder überraschenden Fotos!

    Elisa las gerade den Text mit Hilfe der google – Übersetzungsmaschine ;) und schaut sich jetzt die Seiten der anderen fünf radreisenden Enthusiasten an. Einen lieben Gruß an sie auch meinerseits, falls ihr sie in Quito wiedertrefft.

    Wir bleiben in Kontakt und in Gedanken mit Euch auf Reisen – Alles Gute hier vom Schreibtisch in Bogotá! ;)

    E&M

  2. 2 Jule und Karsten 9 Juni 2008 @ 8:19

    Hallo ihr beiden!

    Freut mich zu hören, dass es euch Kolumbien auch so angetan hat wie uns. Herrliche Natur und nette Menschen!
    Viel Erfolg auf eurer weiteren Reise gen Süden und hoffentich nicht soviel Regen!

    Jule und Karsten

  3. 3 Stefan 10 Juni 2008 @ 18:24

    Hallo Ihr beiden Weltreisenden!

    Endlich wieder einmal ein langer Zext von euch und euren Eindrücken! Auch wenn Klettern besser als Segeln sein soll (selbst ich habe nun auch Kletterschuhe!), so ist bei letzterem zumindest weniger Schlamm drumgerum ;-). Ansonsten sieht das Gesicht von Denise im Gelände fast so aus wie bei Jan Ulrich vor L’Alpe d’Huez; ist wohl doch schwer auf euerer Tour! Deshalb lasst uns weiter teilhaben, denn geteiltes Leid ist halbes Leid und wir gieren förmlich nach den gelegentlichen Wort- und Bildmeldungen, während hier seit Wochen der Sommer regiert und seit ca. 3 Wochen kein Tropfen Regen die Erde fand und sich nun in den nächsten 3 Wochen 80 Millionen deutsche Bundestrainer um ihre Fussballnationalmannschaft Sorgen machen.
    Wir sind schon auf den ausführlichen Bericht über das „extrem gefährliche“ Kolumbien gespannt!!
    Übrigens bekommt man nun auch in Deutschland die digitalen Fingerabdrücke abgenommen, wenn man einen Pass haben will….

    Alles Gute und viele Grüße auch von Tina aus BÄRLIN!
    Stefan

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