San Jose/Costa Rica – Portobelo/Panama

Was bisher geschah: Im Oktober 2006 starteten Maik und ich, Tom, diese Liegeradreise und fuhren zusammen von Deutschland bis nach Tansania – 6 Monate, 13500km. Maik widmete sich anderen Zielen, ich flog nach Indien und radelte bis nach Japan – 7 Monate, 9800km. Nachdem ich einen Heimaturlaub eingelegt habe, sind wir seit März 2008 wieder zu zweit unterwegs – Denise und ich, ab Costa Rica Richtung Süden. Siehe Route.

Costa Rica, die Schweiz Mittelamerikas – ein Vorzeigeland – relativ wohlhabend mit entsprechender Infrastruktur und Versorgung, seit 60 Jahren ohne Armee und neutral, voller Berge. Gegenüber der Schweiz in Europa hat Costa Rica aber deutlich mehr Küstenkilometer mit tropischen, palmenbewachsenen Stränden.
Der Flug nach San Jose, der Hauptstadt, verläuft problemlos. Erstmals auf einem Langstreckenflug wird kein Gepäck vermisst oder das Rad beschädigt. Allerdings hat auslaufendes Iod-Desinfektionsmittel aus dem Erste-Hilfe-Paket meine Gore Tex-Jacke verfärbt.
Denises erste ernste Liegeradkilometer mit Gepäck – ein harter Anfang. Dichter Verkehr beim Verlassen der Stadt mit wenig Platz für uns, anfänglich nicht die besten Straßen, bergiges Gelände mit sehr steilen Auffahrten, die dann manchmal Aufläufe sind, und rasanten Abfahrten. Dazu strahlende Sonne und Temperaturen von Mitte 30°C, an die wir uns erstmal gewöhnen müssen. Am 4. und 5. Tag schon die ersten 42 Pistenkilometer.
Das Highlight in Costa Rica ist seine Natur. Viel wird für dessen Erhalt getan und investiert – Berge, Strände, die uns manchen idyllischen Lagerplatz bescheren und viel Dschungel. In Erinnerung werden uns die Tiere bleiben, viele Tiere, Tiere, die man nicht alle Tage sieht. Tatsächlich kreuzt ein Dreizehen-Faultier die Straße. Ein Tier, dass 90% seiner Lebenszeit an Bäumen hängend verbringt und mit 18 Stunden Schlaf täglich Rang 2 in der Langschläferstatistik einnimmt. Auf der Erde, vor allem auf dem Asphalt macht das Tier keine gute Figur. Es liegt auf dem Bauch, alle Extremitäten mit den langen, sichelförmigen Krallen von sich gestreckt. Es bewegt sich so langsam und träge. Endlich mal ein einfach zu beobachtendes Tier. Allein der Gedanke zu flüchten, wäre ihm wohl ein zu großer Energieaufwand. Wenngleich immer noch eine zu komische Erscheinung, gelingt es ihm aber mit passabler Technik auf der anderen Straßenseite wieder in den Baum zu klettern. Dazu sehen wir diverse Nasenbären, Affen, bis zu handgroße Insekten. Eines Morgens trete ich fast auf eine Schlange, die Denise gleich mal am hintere Ende aus den Geäst zieht. Tagsüber lärmen wunderschöne Papageien, die scheinbar immer streiten. Nachts lärmen Singzikaden, die mit 7cm Körperlänge für Insekten zwar recht groß sind, dennoch erstaunlich ein Geräusch in der Lautstärke eines kleinen Verbrennungsmotors erzeugen.

Wir erreichen Panama. Auf der einen Straße längs durchs Land im Tiefland gibt es keinen Dschungel mehr. Es ist heiß und trocken.
Dann taucht vor uns die ästhetische ‚Puente de los Americas‘ auf. Sie überspannt den Pazifik und Atlantik verbindenden berühmten Panamakanal. Zusammen mit einer weiteren Autobahnbrücke ist die ‚Puente de los Americas‘ somit die Brücke von Nordamerika Richtung Südamerika. Am Drüberradeln werden wir dann von einem Polizisten gehindert. „Der Präsident höchstselbst hat das Radfahren auf der Brücke 1991 untersagt.“ Als wir den Polizisten weniger wichtig nehmen wollen, als er sich, droht er mit Verhaftung und Strafgeld. Wenigstens stoppt er uns einen Pickup, auf dessen Ladefläche wir mit unseren Rädern die andere Seite und damit Panama Stadt erreichen.
Über Maik haben wir hier einen Anlaufpunkt. Jorge nimmt uns herzlich auf, und wir wohnen im 22. Stock eines Hochhauses im Stadtzentrum in einem Apartment, dass man durchaus als geräumig bezeichnen kann. Leider hat Jorge wenig Zeit. Wir könnten länger bleiben, sind aber auch in Kolumbien verabredet mit noch unklarer Schiffspassage zwischendurch.
Unumgänglich ist ein Besuch des Panamakanals, genauer die Besichtigung einer der Schleusen, den Miraflores Locks. Ein interessantes Bauwerk ist der Kanal – (bau)technisch, landschaftlich, denn große Bereiche werden durch dschungelumwaldete, naturgeschützte Seen gebildet und historisch. Schließlich würde es ohne den Kanal den Staat Panama nicht geben. Zur Erlangung der Konzession für Bau und Betrieb Anfang des 20. Jahrhunderts half die US-Regierung, diese kolumbianische Provinz vom Mutterland zu lösen.
In nur gut 90km durchqueren wir Amerika von Süd nach Nord, vom Pazifik zum Atlantik. In Colon an der Karibikküste wollen wir eine Schiffspassage nach Kolumbien suchen, denn einen Weg über Land gibt es nicht. Zwar könnte man sich durch straßenloses Gebiet durch den Dschungel schlagen, was aber sehr schwierig und nicht zuletzt wegen Guerillas und der Gleichen alles andere als ungefährlich ist. Gleichfalls werden wir aber auch immer vor Colon gewarnt wegen hoher Kriminalität. Mindestens ist es ein sehr ungemütlicher, heruntergekommener Ort. Den ganzen Tag werden wir von einer Stelle zur andere verwiesen auf unserer Schiffssuche. Unverrichteter Dinge verlassen wir die Stadt mit dem Tipp, es im ca. 40km entfernten Portobelo zu probieren. In diesem kleinen Dorf findet sich auf Anhieb eine Überfahrt.
Segeln steht also in den nächsten Tagen auf dem Programm.

Tom

Fotos zu diesem Artikel: San Jose/Costa Rica – Portobelo/Panama : Fotos

7. April 2008 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

One Response to “San Jose/Costa Rica – Portobelo/Panama”

  1. 1 Stefan 2 November 2010 @ 15:01

    Guter Post, hab dich gleich mal mit in meinem Feedreader mit aufgenommen.

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