Varanasi/Indien – Kathmandu/Nepal

Abschied von Indien. Gerade habe ich die wichtigsten Regeln zusammengetragen, um Indisches Englisch ins Englische zu übersetzen. So wird ‚f‘ mit ‚p‘ ersetzt (geht auch umgedreht) und ‚th‘ wird ‚t‘, um die auffälligsten zu nennen. Fünfzig heißt dann nicht ‚fifty‘, sondern ‚pippty‘ und man sagt ‚tank you‘, I tink. Vorbei auch die Zeit absurdester Straßendienstleistungen, wie Ohrenputzen. Vorbei aber auch der große Stress und das Dauergehupe. Zwar sind die Inder durchaus sehr freundlich, verlangen einem aber viel Beherrschtheit ab. Eine ungestörte Pause ist beinahe nie möglich. Immer sind dort Menschen, die einen mit unglaublicher Geduld anstarren, das Rad haptisch begutachten und jede Privatssphäre missen lassen. Was mich absolut nervt, ist die Unfähigkeit, eine klare Auskunft zu geben, vor allem beim Erfragen eines Wegs. Immer wieder werden Entscheidungsfragen mit ‚yes‘ oder ’no‘ beantwortet. Selbst wenn man lediglich rechts oder links zeigen soll, zeigt man mit einer abbiegenden Handbewegung nichtssagend auf die Mitte u.s.w.. Es ist hier schwierig, den Weg zu erfragen, wenn man das Ziel sehen könnte und nur zeigen müsste.

Ich erreiche Nepal, das gelobte Land für den bergaffinen Menschen. Es wird ruhiger. Ein Genuss, ungestört auf einer verkehrsarmen Straße unterwegs zu sein. Es wird auch kühler – nur noch mitte 30°C.
Erster Besichtigungspunkt ist der Royal Chitwan Nationalpark. Mit Glück sieht man hier u.a. Krokodile, Nashörner, Tiger. Zunächst etwas Enttäuschung. Ich hatte mir vorgestellt, ungestört durch den Park zu wandern oder mit dem Rad zu fahren. Stattdessen darf man mit dem Rad garnicht und nur mit guide und teilweise assistent guide rein. Ich mache das dann trotzdem, fahre zunächst im Kanu und sehe dabei Krokodile. Dann eine Dschungelwanderung. Ich bin der einzige Kunde, wir sind also eine 3er-Gruppe. Großartige Tiere sehe ich dabei nicht, aber ein Eindruck vom Dschungel war die Wanderung dennoch wert. Zuletzt geht es auf dem Rücken eines Elefanten durchs Dickicht. Vor diesem scheinen die Tiere keine Scheu zu haben. Ich sehe u.a. Nashörner und der Typ, der auf dem Elefanten mit dem Rücken zu mir sitzt, behauptet kurz 2 Tiger gesehen zu, eine große Seltenheit. Leider habe ich sie nicht gesehen, aber ich bin trotzdem ein Held, weil ich ihnen so nah ausgeliefert war. Sie hätten mich ja fressen können, ohne dass ich sie vorher sehe. ;)
Dann biege ich auf eine kleine Nebenstraße Richtung Kathmandu ab. Einspurig, nicht immer in bester Qualität windet sich die Straße über die Berge. Der erste Anstieg: ca. 2000m hoch auf 2488m. In langsamer Fahrt, viele Höhenmeter sammelnd, fahre ich 3 Tage durch eine wunderschöne Landschaft – Dschungel, Felder an steilen Berghängen, kleine Dörfer, großartige Ausblicke, Ruhe. Ein Genuss, wenn man sich damit arrangieren kann, Stunde um Stunde den ganzen Tag und am nächsten Tag weiter im Schritttempo bergauf zu fahren. Von einem der höchsten Punkte der Strecke soll sich ein Ausblick über 14 ganz große Berge einschließlich Mt. Everest bieten. Bei mir leider alles in dichten Wolken. Eine Nacht verbringe ich auf diesem Abschnitt in einem Privathaus in einem kleinen Dorf.

Jetzt bin ich in Kathmandu. Hier muss ich vor allem meine Weiterreise organisieren, denn ich darf nicht als Individualreisender weiter nach Tibet. Bevor es aber soweit ist, mache ich mich etwas länger zu Fuß auf, mir die höchsten Berge der Welt aus der Nähe anzuschauen.

Tom

Fotos zu diesem Artikel: Varanasi/India – Kathmandu/Nepal : Fotos

7. Juli 2007 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

3 Responses to “Varanasi/Indien – Kathmandu/Nepal”

  1. 1 Konrad 7 Juli 2007 @ 10:47

    Lieber Tom,

    Seit ihr losgefahren seid, ist eine meiner ersten Amtshandlungen wenn ich den Computer eingeschaltet habe, mal nachzusehen, ob es wieder ein paar neue Impressionen von deiner/ eurer Tour zu bewundern gibt. Und dabei sind es nicht nur die wunderbaren Bilder die einen mental mitfahren lassen; ich finde es auch jedesmal höchst unterhaltsam, deine bildreichen, leichten, augenzwinkernden Schilderungen lesen.
    Weiterhin viel Gesundheit und aussagekräftigere Wegweiser wünscht dir
    Konrad

  2. 2 sajju 9 Juli 2007 @ 0:31

    good pictures but please write something in english as well :)

  3. 3 melle aus berlincity ;-) 4 August 2007 @ 19:36

    hey tomili!!!
    ich vermisse deine berichte……hoffe dir geht es gut und ich kann bald wieder was von dir lesen.hier in berlin ist alles schöni, naja bis auf das wetter, das macht was es will ;-).also bin schon janz gespannt was du im tiefsten nepal erlebt hast!
    viele liebe grüße
    die melle :-)

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