Nairobi/Kenia – Dar es Salaam/Tansania

Von Nairobi/Kenia ist es nur ein kleines Stück bis nach Tansania, dann keine 800km mehr bis Dar es Salaam auf asphaltierter Straße (wenn man möchte) – Hakuna Matata, kein Problem. Die letzten gemeinsamen Kilometer mit Maik. Zeit, Erlebnisse und Eindrücke der letzten 6 Radreisemonate Revue passieren zu lassen.

Obwohl die Stecke überschaubar ist, vergeht die Zeit subjektiv viel langsamer, als in den letzten Wochen. Zu groß ist die Vorfreude auf ein Wiedersehen in Indien.
Wir Fahren vorbei am Kilimandscharo, dem höchsten Berg des Kontinents, der sich jedoch fast die ganze Zeit in Wolken versteckt.
In dieser Gegend kommen wir in einer aus vielen Bungalows bestehenden Hotelanlage unter, die derzeit nicht in Betrieb ist, aber von einigem Personal gepflegt wird. So sind wir die einzigen Gäste, und als Steigerung unserer Unterkunft in Nairobi, nennen wir nun einen ganzen Hotelkomplex mit 5-köpfiger Massai-Krieger-Wachmannschaft „unser Eigen“.
Da wir gut gefahren sind und gut in der Zeit liegen, was unsere Flugtermine anbelangt, biegen wir ab Richtung Küste des Indischen Ozeans zum kleinen Ort Bagamoyo, um dort unter Palmen noch etwas Zeit zu verbringen, statt in Dar es Salaam zu warten. Dazu fahren wir doch noch einmal 65km über Piste, unsere Ehrenpiste sozusagen, die aber fest und glatt ist und uns daher keine Mühe bereitet.
Seit wir aus den Bergen in niedrigere Höhen gefahren sind, ist es schwülwarm. Selbst wenn man sich nach Sonnenuntergang überhaupt nicht bewegt, fließt der Schweiß in Strömen.
Von Bagamoyo noch etwa 70km bis zum Ziel – die Paris-Etappe der Tour.

Dann doch noch ein herber Schlag. Erst hier höre ich zum ersten Mail, das es ein Visum für Indien nicht bei Ankunft am Flughafen gibt, und auf der Indischen Botschaft heißt es, das die Ausstellung eines Visums 4 Werktage benötigt. Der Flug geht morgen. Großer Mist! Mit einem Wochenende dazwischen, wäre ich 6 Tage später in Indien, wo Denise mit begrenztem Urlaub bereits wartet. Wie ein kleiner Junge auf Weihnachten hatte ich mich gefreut. Diese Stimmung ist dahin. Ich lasse mich bei der höchsten Instanz in Visaangelegenheiten im hiesigen Konsulat anmelden. Dieser hört mich sogar an, ist wie alle im Konsulat freundlich und verständnisvoll. Einzig einen Stempel bekomme ich nicht (alles muss vorher in Deutschland überprüft werden). Unsinnige Sache, unsinnig langsam im Zeitalter elektronischer Datenverarbeitung und Übermittlung, ärgerlich, die Visamodalitäten nicht nochmal kontrolliert zu haben.

So verschiebe ich den Flug, warte auf mein Visum und sitze mittlerweile allein hier, nachdem Maik abgeflogen ist. 6 Monate sind wir geradelt, waren fast die ganze Zeit immer zusammen. Nun wird Maik in wenigen Stunden zu Hause sein. Das ist sicher noch eigenartiger, als allein weiter zu fahren. Wenigstens ist er rechtzeitig einigermaßen genesen, nachdem er in letzter Zeit immer wieder gesundheitliche Probleme hatte.
Wir fahren beide zum Flughafen, der zwar international heißt, aber nicht ausgeschildert ist und über einen Parkplatz verfügt, der von einem richtigen Supermarktparkplatz übertroffen wird.
Bereits auf der Rückfahrt in die Stadt fehlt mir der Maik. Es ist dunkel, die Straße schlecht beleuchtet, was auch meine Stirnlampe nicht kompensiert. Üblicherweise bräuchte ich nur Maiks Rücklicht anzusteuern. Das ist nicht mehr da. Unvorhergesehen wird aus der 3-spurigen Straße eine 2-spurige und aus einer Straße ohne Bordstein eine mit. Dadurch komme ich zu dem Versuch, einen Bordstein orthogonal zu überwinden und dabei die beachtliche Höhe des selben durch hohe Geschwindigkeit auszugleichen. Dieser Versuch schlägt fehl und ich hin. Schade, die bereits lange währende Serie sturzfreien Liegeradreisens ist gebrochen. Das Feine am Liegeradfahren ist, dass man nicht tief fällt und meist auf dem Hintern landet. So überstehe ich alles ohne einen Kratzer, was man vom Rad nicht ganz behaupten kann. Mittlerweile ist alles repariert, aber der beim Zusammenstoß zugezogene platte Reifen beschert mit eine 4km-Nachtwanderung.

Ich hege die Hoffnung, dass bei der indischen Botschaft noch was geht und ich vielleicht doch schon morgen fliegen kann. Auf zur Botschaft!

P.S. Leider nein. Also das Wochenende warten, Montag den Pass holen, Dienstag fliegen. Zu tun gibt es genug. Man kommt ja sonst vor lauter Radfahren zu nichts.

Tom

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27. April 2007 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

3 Responses to “Nairobi/Kenia – Dar es Salaam/Tansania”

  1. 1 Konrad 27 April 2007 @ 16:45

    Hai Tom, na da drück ich Dir aber die Daumen, dass die Inder nicht das Gleiche Problem mit den Thomas Richters aus Deutschland haben wie damals die Amis.
    Wünsch Dir/Euch eine wunderschöne Zeit auf dem neuen Kontinent.

    Grüzze Konrad

  2. 2 Stefan Hellriegel 28 April 2007 @ 15:40

    Hallo Tom!
    Du nun allein auf weiter Flur?! Ich wünsche Dir nun auch ohne rotes Licht klar voraus eine sichere und gute Weiterreise mit ebenso schönen Erlebnissen wie sie die vergangenen 6 Monate gebracht haben. Wie willst Du denn jetzt die schönen Selbstporträts machen („Tom mit Rad in großer Pfütze“- oder „Maik vor großer Düne“).
    Nochmals gute Reise nach Indien und viel Freude bei 4 Wochen bikeless mit Denise….
    Stefan
    PS: Grüße auch von Tina, welche morgen in die Sächsische Schweiz zum klettern fährt…

  3. 3 melle aus berlincity-downtown 20 Mai 2007 @ 0:54

    hey tom, mensch da googelt man ganz unschuldig im worlwideweb und kommt auf eure klasse seite. hab mir natürlich gleich eure berichte und fotos wissbegierig angeschaut.mensch ist ja echt klasse was ihr so alles erlebt habt.
    ich wünsche dir tom noch weitere schöne erlebnisse in der großen weiten welt und ich bin mir ganz sicher, das du es auch alleine packst, obwohl es natürlich sehr schade ist das maik nicht mehr dabei ist!
    viele sonnige grüße aus der wundervollen stadt berlin
    die melle

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