Khartum/Sudan – Gonder/Äthiopien

Waren wir bisher begeistert, dass wir in jedem Land Internet-Zugang finden konnten, ist das Netz in Äthiopien so langsam, dass man es praktisch kaum nutzen kann. So ließen neue blog-Einträge etwas auf sich warten. Viel haben wir inzwischen wieder erlebt.

Zurück ins wenig aufregende Khartum. Dort gibt es noch ein paar Dinge zu erledigen.
Zum Beispiel müssen wir uns im Land noch registrieren – weitere 36,50US$ Bürokratiekosten. Nach 100,-US$ für’s Visum und ca. 29,-US$ für das dafür notwendige Empfehlungsschreiben der deutschen Botschaft, ist der Sudan in dieser Hinsicht das teuerste Land der bisherigen Reise.
Glücklicher Weise haben wir beim Gang zum Amt einheimische Hilfe. So bringen wir die Sache wenigstens ohne Verlust unserer Nerven und in überschaubarer Zeit hinter uns. Der Helfer heißt Midhat, DER Radfahrer (und Tourist Guide) im Sudan. Etliche Sudanradreisende kennen ihn – wir hatten schon in Europa von ihm gehört – und er weiß von jedem, der hier durchradelt. Insbesondere David konnte seine Hilfe gebrauchen, beim Versuch seine kollabierten Laufräder zu reparieren mit im Sudan nicht erhältlichen Ersatzteilen. Immerhin hat das provisorisch reparierte Rad über 900km, davon sehr viel Piste, gehalten.
Nach 4 Tagen in Khartum radeln Maik und ich weiter. Hier trennen sich Davids und unser Weg nach fast 2800km und 33 Tagen. David wird Richtung Eritrea und Jemen radeln. Ich denke, wir waren ein gutes Team. Unsere (Reise)Wege werden sich sicherlich nochmals kreuzen.

Nach Khartum wieder gute Stimmung entlang der Strecke. Noch knappe 600km bis Äthiopien, die wir in 4 Tagen hinter uns bringen. Trotzdem wir auf der wichtigsten Straße des Landes fahren, hält sich der Verkehr in Grenzen. Die LKW weichen auch auffällig großzügig aus. Anstatt uns von der Straße zu drängen, wird schon mal der Gegenverkehr auf den Schotterstreifen gezwungen.
In der Stadt Al Kamlin werden wir mit einer kalten Limo versorgt und von der Straße weg eingeladen, bei Mittagstemperaturen um 40°C eine Pause im kühlen Haus zu verbringen, uns dort auf’s Bett zu legen und vor der Weiterfahrt noch ein stattliches, äußerst leckeres Essen einzunehmen.

Äthiopien. Nachdem wir uns lange exzessiv von Bohnen ernährt haben – Khartum brachte etwas Abwechslung in die Straßenküche – heißt es: neues Land, neues, mehrfach am Tag eingenommenes Gericht. Injera, ein großer Fladen aus dem Getreide Teff, auf dem je nach Art des Hauses eine Soße oder diverse verschiedene Gemüsebeilagen angerichtet werden. Nach unserem Empfinden nicht die energiehaltigste Nahrung. Als positive Auswirkung dessen, dass in der Vergangenheit die Italiener Kolonialisierungsversuche unternommen haben, bleibt ein Rest italienischer Küche. Es gibt alternativ Spagetti mit immer der gleichen Soße, immer kalt serviert, immer zu lange gekocht, wahlweise auf einem Injera-Fladen. Ein Italiener würde sich wohl angewidert abwenden. Dafür ist der Kaffee erstklassig – keine Stärke der arabischen Länder, was unseren Gaumen anbelangt.

Ab der Grenze erwartet uns erneut unasphaltierte Strecke, ca. 190km. Dazu geht es in die Berge, hohe Berge. Auf über 2000m hochfahren, oft steil hoch, auf grobem Schotter, vielleicht versuchen, am Hinterrad hängende Kinder durch Temposteigerung abzuschütteln und dabei die Luft anzuhalten, weil man von einem Bus in Staub gehüllt wird, ist keine leichte Kombination. Am 4. Tag in Äthiopien erreichen wir wieder asphaltierte Straße und sind sehr froh darüber. Ein Genuss, wenn auf glattem Untergrund das Rad leicht dahinrollt.
Ein kleiner Umweg bringt uns nach Gonder, wo wir uns im Hotel einquartieren, um uns von einigen Kilo Staub zu befreien.

Tom

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19. März 2007 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

One Response to “Khartum/Sudan – Gonder/Äthiopien”

  1. 1 björn 21 März 2007 @ 20:33

    Hi Ihr beiden,

    Die Länder und Städte sind alle so fern von hier und ich kenne Sie nur aus dem Fernsehen, wenn wieder irgendwo in Afrika eine Hungersnot oder Krieg herrscht. Was aber immer wieder auffällt ist, wenn man fern ab dieser Nöte Leute fotografiert ist fast immer ein Lächeln zu sehen. Zum Glücklichsein braucht es nicht viel, nur ein Lächeln (danke).
    Die beschriebenen Gerichte klingen wirklich verlockend (würg), wenigstens ist das Spaghetti-Gericht energiehaltig. Bei uns gab es gestern Schnitzel und Gemüse in einer Fettlache in der Kantine. Klingt besser, schmeckte garantiert auch besser, aber unsere Kantine wird nie damit einen Blumentopf gewinnen.(zu mindest nicht in Dtl.)So ich hole jetzt meine Wäsche aus der Maschine. Machts gut.

    Gute Weiterreise.

    Der Björn
    (Habe heute wieder etwas gelernt: Konflikte früh ansprechen kann helfen.)

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