Assuan/Ägypten – Khartum/Sudan

Auf dem Weg von Assuan zum Fährhafen überqueren wir die 2 Staudämme des Nasser-Stausees, was sich so einfach nicht gestalten sollte. Man verweigert uns die Überfahrt per Fahrrad aus verkehrssicherheitstechnischen Gründen, was wir nicht nachvollziehen können. Ein Polizeiauto wird uns hinübertransportieren, sagt man. Wir warten und nichts passiert. Wir sind ungeduldig. Die Fähre wird nicht warten. Irgendwann fangen die Soldaten an, zivile PKW-Fahrer zu fragen, ob sie uns mitnehmen können. Die angehaltenen Autos sind so klein, dass nichtmal ein Fahrrad transportiert werden könnte. Typisch Ägypten. Mit stoischer Beschränktheit versucht man eine Ordnung aufrecht zu erhalten, die keine ist und macht alles nur schlimmer. Wir überlegen, ob wir einfach durchfahren. Man wird wohl kaum auf uns schießen. Funkgeräte sind nicht zu sehen und Fahrzeuge zur Verfolgung hat man, wie an etlichen Kontrollpunkten, schon gar nicht. Letztlich findet sich in Pickup, der uns über den Damm transportiert.

Am Hafen unzählige Menschen und noch mehr Transportgut jeglicher Art. Alles drängt auf das eine Schiff. Nach 8 Sektionen sind wir auf der Fähre, buchsieren irgendwie unsere bepackten Räder durch die Gänge und das Restaurant auf’s Oberdeck. Die Decks sind voll mit Gepäck und Menschen, die sich dazwischen irgendwie einrichten. Der ruhigste Platz scheint mir auf meinem Rad zu sein. In den Schlafsack gehüllt, wird das Liegerad dann doch mal zum Schlafrad.
Nach 18 Stunden Fahrt vorbei am umgepflanzten Tempel von Abu Simbel erreichen wir Wadi Halfa im Sudan. Bis wir endlich von Bord sind, vergeht einige Zeit.
Die Einreise in den Sudan ist dann für hiesige Verhältnisse weitestgehend problemlos.

Hinter Wadi Halfa erwarten uns weit mehr als 400 Pistenkilometer. Viele Tage harte Arbeit. Waschbrettpiste, Schotter, Steine, weicher Sand und viel Staub. Immerhin kommen wir voran, wenn auch langsam, und das nicht schlechter, als mit jedem anderen Fahrrad.
An der Landschaft können wir uns erfreuen, die „Straße“ ist so gut wie leer, wir wussten, was uns erwartet, also alles halb so schlimm. Erst, als die Piste dank Straßenbauarbeiten viel länger ist, als geplant, geht es ein wenig an die Moral.
Das Thermometer übersteigt trotz kältester Jahreszeit schon deutlich die 30°C. So rüsten wir vor Sonnenaufgang zur Weiterfahrt, um möglichst am Mittag zu pausieren.

70km hinter Halfa, mitten in der Wüste bricht Davids Hinterradfelge. Verdammter Mist. Am nächsten Tag trampt David zurück ins Dorf, um irgendein Vorderrad aufzutreiben. Ein passendes Ersatzhinterrad finden zu wollen, wäre aussichtslos. In Rekordzeit ist er zurück und hat tatsächlich ein Vorderrad. Noch etwas dran gebastelt und es ist halbwegs fahrbar. Ein rundes Rad würde sich auf dieser Strecke auch nicht anders fahren. Ich hatte inzwischen aus den restlichen Komponenten ein neues Hinterrad gebaut. Leider bricht am Ende die Nabe. David, bei 1.98m kein Leichtgewicht, ist ziemlich gepäckbeladen. Wir verteilen etwas Gewicht auf Maik und mich. Mit provisorischen Laufrädern ist David dann 1000km, davon viel üble Piste, bis nach Khartum gekommen.

Gelohnt hat sich diese Strecke allemal. Die Nubier sind locker und sehr gasfreundlich. Oft werden wir zu Tee, zum Essen oder zu einer Übernachtung im Haus eingeladen. Die meisten Händler sind fair. Anfangs betont man sehr: „Wir sind hier nicht in Ägypten. Jeder bekommt den gleichen Preis.“. Dass das nicht immer so ist, haben wir aber schon erfahren.
Man muss sich daran gewöhnen, das der Preiskalkulation keine höhere mathematische Logik zugrunde liegt. Viel kostet viel, wenig kostet wenig. Das kann man nicht auf den gleichen Stückpreis runterrechnen.

Bei einem Ausflug in einem kleinen Boot über den Nil zum Sulib-Tempel sehen wir unsere ersten freilebenden Krokodile. Riesige Teile. Sehr aufregend.

Inzwischen haben wir die Hauptstadt Khartum erreicht, eine moderne Stadt, die sich sehr deutlich vom bisher bereisten Sudan abhebt. Sichtbar sind hier die Unterschiede zwischen arm und reich. Oft erstaunlich, wie die Bevölkerung im bisher gesehenen Teil des Landes lebt. Alles scheint auf unterstem Niveau gerade zu funktionieren. Der Antrieb etwas zu verbessern (nach unseren Vorstellungen) scheint kaum vorhanden.
Dennoch, vor allem wegen seiner Bevölkerung hat uns dieses Land zwischen Islam und Schwarzafrika von Anfang an begeistert.

Jetzt freuen wir uns auf Äthiopien, das wir in voraussichtlich 1 Woche erreichen. Es gibt dann wohl endlich nicht ausschließlich Fuul, Fuul, Fuul (Bohnen) – mehrmals am Tag. Außerdem geht es hoch hinaus, raus aus der Hitze. Mittlerweile erreichen wir beinahe 40°C Tagesmaximum.

Tom

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23. Februar 2007 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

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