Aqaba/Jordanien – Kairo/Ägypten

Das ist ja einigermaßen schiefgegangen. Wie geschrieben, war es uns wichtig, dass unsere Passage durch Israel nicht im Pass dokumentiert ist, um Probleme beim Beschaffen des Visums für den Sudan zu vermeiden. Dazu sollten die Stempel auf ein extra Blatt. Diese Option wurde aber 2005 abgeschafft. Mit etwas Sachverstand beweist auch der jordanische Ausreisestempel unseren Grenzübertritt nach Israel, das hatten wir nicht beachtet. Einen Weg zurück gibt es nicht, also bleibt uns nur, optimistisch zu sein, die Sache mit den Sudanesen regeln zu können.

Vor uns liegen 14km Israel und 2 Grenzübertritte. Das hat dann den größten Teil des Tages gekostet – Ausreise aus Jordanien mit verschiedenen Formalitäten und Ausreisegebühr.
An der israelischen Grenze jeansbekleidete junge Männer, die lässig ihr Maschinengewehr schwenken und viele Frauen als Grenzbeamte. Unser Gepäck soll durchleuchtet werden und dazu durch Röntgengeräte, wie man sie vom Flughafen kennt. Dann auch die Räder, was aber nicht am Stück geht. Räder zerlegen und in Einzelteilen durch. Unsere Getriebenaben sind ein Problem. Rad weiter zerlegen, damit das Hinterrad nochmal einzeln durchleuchtet wird. Viel Arbeit, die ich für sinnlos halte und die Beamten zur Ersinnung von Alternativen animieren möchte, indem ich erkläre, dass die Räder nicht demontierbar sind – schließlich hat man danach gefragt. Hilft nichts. Maik muss Fragen beantworten nach Vornamen, Geburtsdaten und Telefonnummern von Vater und Großvater. Vermutlich muss seine Akte bei den US-Behörden mal wieder aktualisiert werden.
Die wenigen Kilometer Israel sind dann eine ganz andere Welt, als wir sie in den letzten Wochen in Syrien und Jordanien hatten. Endlos shopping malls und dicke Leute wie in Kalifornien, viele Rucksacktouristen.
An der israelisch-ägyptischen Grenze wird wiederum eine Ausreisegebühr fällig.
Kurz vor dem Erreichen des Gebäudes, in dem die ägyptischen Einreise-Formalitäten erledigt werden, winkt mich ein abseits stehender Beamter vom Gebäude weg zu sich herüber. Ich soll in das Gebäude, sagt er und zeigt dorthin, von wo er mich weggewinkt hat. Dort wieder alles Gepäck verstrahlen. Wenigsten müssen die Räder nicht durch die Röntgengeräte. Dafür möchte man sich den Inhalt einiger Taschen genauer ansehen. Wir werden dann Zeugen, wie die Grenzbeamten unsinnig ihren Röntgenapparat zum Ausfall bringen und dann gemeinschaftlich vor dem schwarzen Monitor stehen, wahllos alle Knöpfe drücken, weiter auf den schwarzen Monitor starren. Jemand fordert uns auf ein Formular auszufüllen. „Haben wir doch schon beim Visaantrag ausgefüllt.“ „Trotzdem.“ „Stifte?, gibt es nicht.“ Und er legt seinen Kopf wieder auf die über einem Pult verschränkten Arme. „Welche Adresse haben Sie in Ägypten?“ „Keine.“ „Müssen Sie aber haben.“ „Müssen wir nicht.“ „O.K..“
Geschafft. Denkste. Ca. 1km hinter der Grenze zahlt man eine Steuer für irgendwas. Wir haben noch kein ägyptisches Geld. Einen Bankautomaten gibt es an der Grenze. Wieder zurück. Auf die dort gestellte Frage, warum man uns das nicht gleich sagen konnte, gibt es die Antwort, das es sich um eine andere Abteilung handelt. Der Bankautomat liegt hinter der ersten Passkontrolle. Als wir wieder rauswollen, besteht der Grenzer darauf, wie vor wenigen Minuten, erneut unsere Pässe zu kontrollieren, und zwischenzeitlich war auch niemand durch die Grenze gekommen. Maik erkundigt sich nach dem geistigen Zustand des Mannes, der zum Glück kein Englisch versteht.
Das waren sicher die langsamsten und, dank Ein- und Ausreisegebühren alle paar Kilometer, bisher auch teuersten Kilometer.

Der letzte Abschnitt nach Kairo führt uns über den Sinai. Dieser wird uns vor allem wegen seiner kulinarischen Besonderheiten in Erinnerung bleiben. Das Gebiet ist kaum besiedelt, die Abstände zwischen Verpflegungspunkten entsprechend groß. An einem Rasthaus, dem einzigen Lokal auf 100km machen wir Halt. Eine große Halle mit Plastikmöbeln. An der Seite im Essenraum ein Schutthaufen. Durch den Seiteneingang hat eine Herde Ziegen das Lokal betreten. Auf die Frage, was es zu essen gibt, führt man uns zu einer Vitrine am Eingang. Darin ein Haufen Dosenbohnen, Käse und Tunfisch. Das war die Speisekarte. „Full“, aufgewärmte Dosenbohnen, kann man daraus machen, das einzige hier angebotene Gericht. Klingt doch vielversprechend.
Zubereitet mit Öl und Gewürzen und dargereicht mit Fladenbrot, ist das Full auch sehr lecker, und nach 2 Durchgängen sind wir ausreichend full.
Unser Problem ist, das es in den spärlich vorhandenen Läden im wesentlichen eine riesige Auswahl an Keksen, Cola und Bohnendosen gibt. So essen wir in der nächsten Zeit Bohnen, wenn wir selber Kochen und Bohnen, wenn sich ein Imbiss findet.
Inzwischen haben wir erfahren, dass unser Full Fuul oder Foul heißt und ein Nationalgericht ist.

Den Suezkanal können wir nur im Tunnel unterqueren und das nicht mit dem Rad, sondern auf einem Pickup. Dann stehen wir unser erstes Mal in Afrika.

Der Besuch bei der sudanesischen Botschaft in Kairo ergibt, das wir für ein Visum nicht mehr brauchen, als ein Empfehlungsschreiben der deutschen Botschaft und 100,-US$. Die Israel-Stempel sind, so die derzeitige Ansage, kein Problem.

Tom

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26. Dezember 2006 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

12 Responses to “Aqaba/Jordanien – Kairo/Ägypten”

  1. 1 Björn 27 Dezember 2006 @ 12:43

    @“Bahn frei!“ Was man alles mit dem Fahrrad transportieren kann. Unglaublich.;-)

  2. 2 German 27 Dezember 2006 @ 22:04

    Dear Maik, great moment to attain Cairo. But Elisa told me that you didn’t see Petra! in Jordan. It is an actual sin, you have to come back to Jordan now! and very fast.

    Ok may be I can forgive that but don’t miss Karnak temple in Luxor because Akhenaton can come alive and send you to a bore office immediately.

    Best regards,

    Germán

  3. 3 Bärbel Benthin 28 Dezember 2006 @ 17:41

    Hallo Maik,
    herzliche Geburtstagsglückwünsche aus Deiner Heimat senden Dir Ulli und Bärbel aus NB.
    Wir sind in Gedanken immer bei Dir und drücken die Daumen, dass auf Eurer Reise alles gut klappt.
    Liebe Grüsse von hier.

  4. 4 Konrad 31 Dezember 2006 @ 15:57

    Mensch Maik, dann von mir natürlich auch die besten Geburtstagsglückwünsche hinderher. Dass Ihr nicht zum beschreiben Eurer Erlebnisse kommt, spricht hoffenlich dafür, dass Ihr es Euch gut gehen lasst. Wünsche Euch einen guten Rutsch in neue Jahr und weiterhin eine gute Fahrt.

    Grüzze Konrad

  5. 5 Luis Rafael Barrera 3 Januar 2007 @ 5:19

    Elisa: Si estás a tiempo, por favor: Serìa el colmo que un par de arquitectos no conozcan la mayor obra arquitectònica del mundo. ENTREN A LA PIRAMIDE DE KEOPS!!!!!! No se dejen engañar y pregunten a un guìa turìstico si hay que pagar y cuánto y dónde. Cuando he entrado, no he tenido que pagar sino por el derecho a filmar y fotografiar! No sean chichipatos y vayan.
    BUENO: LES DESEO UN FELIZ AÑO 2007 Y QUE PASEN UNOS DIAS MUY FELICES. HAGANLE CASO A GERMAN Y NO SE PIERDAN LAS COSAS INTERESANTES DE EGIPTO. LES DESEO UN RESTO DE VIAJE MARAVILLOSO. TENGO TODAS LAS FOTOS Y ESTOY PENDIENTE TODO EL TIEMPO. LASTIMA QUE NO ESCRIBAN MAS EN INGLES PERO BUENO AHI VAMOS. FELICIDADES DE NUEVO

  6. 6 Maria Isabel Barrera Marquez 6 Januar 2007 @ 3:19

    I hope that you are well of health now. Do you consulted with Eduardo? When you send photos to us of its trip? We are waiting for them soon!

  7. 7 Claudia aus Potsdam 6 Januar 2007 @ 18:44

    Nun schreibe ich auch mal… ich wünsche euch beiden ein von Glück, Gesundheit und Erfolg gekröntes 2007. Eure Beschreibungen und Fotos machen wirklich Spaß! Danke, dass ihr uns alle mitfahren laßt.
    Maik hat denn dein Wiedersehen mit deiner Frau zu Weihnachten geklappt? Ich wünsche es euch. Liebe Grüße Claudia.

  8. 8 Luis Rafael Barrera 7 Januar 2007 @ 1:11

    ELISA AND MAIK:
    IT’S VERY INTERESTING TO VISIT THE KEOPS‘ SHIP BEHIND DE KEOPS‘ PYRAMID. I THINK YOU BOTH WENT TO THE EGIPTIAN MUSEUM AND SEE DE TUTANKAMON OBJETS.

    BEST REGARDS

    TIO LUIS R.

  9. 9 Luis Rafael Barrera 7 Januar 2007 @ 1:15

    THE TWO „DE“ IN MY LAST MESSAGE INSTEAD „THE“ WASN’T MY FAULT. IT WAS A PROBLEM WITH MY COMPUTER. EXCUSE ME

  10. 10 Maria Isabel (cousin) 9 Januar 2007 @ 17:36

    Happy new year to you, where ever you are!!!!
    We send you our best thoughs of health and happiness, we’ll keep the eye on you ;-)

  11. 11 Leander 9 Januar 2007 @ 22:55

    Hi Mike,

    Best wishes for the new year 2007. Whereever you are I hope you are well and in the best mood to achieve evrything you want.

    Good luck and my warmest greatings to Elisa
    Ciao Leander

  12. 12 Karsten Schmeer 8 Januar 2007 @ 18:19

    Hey Maiki, hey Tom

    nach langer Zeit hab ich endlich mal Eure Reise verfolgen können und mich intensiv mit Euren Aufzeichnungen, Berichten und Bildern beschäftigt. Ich bin beeindruckt und voller Respekt und Achtung vor dem, was Ihr vollbringt. Ein bißchen gesunder Neid ist natürlich auch dabei, denn Ihr lebt Euer Leben. Ich wünsche Euch aber von ganzem Herzen noch viele Tolle Erlebnisse, alles Gute, viel Gesundheit und Glück und vor allem immer das nötige Quentchen Verstand und Gefühl die richtigen Entscheidungen zu treffen. Passt auf Euch auf und alles alles Gute. Ich bleibe dran.

    Karsten (Freund :: Christiane)

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