Amman/Jordanien – Aqaba/Jordanien

Auf steiler Auffahrt verlassen wir Amman und müssen uns dabei abermals stinkende Abgase sich ebenfalls quälender Fahrzeuge entgegenhusten lassen. Für uns war Amman nur eine schmutzige Stadt ohne Sehenswertes.

In rasanter Abfahrt (bis 81km/h) hinein ins Loch. Es geht zum tiefsten frei zugänglichen Punkt der Erdoberfläche, dem Toten Meer, derzeit 418 m unter dem mittleren Meeresspiegel (durch menschengemachte Austrocknung sinkt der Meeresspiegel des Toten Meeres).

Natürlich müssen wir den bekannten, großen Auftrieb im Wasser selbst ausprobieren. Bestätigt, funktioniert erstklassig. Die Flüssigkeit ist aber auch so salzig, dass sie in Wunden und in den Augen brennt. Leider können wir anschließend keine Süßwasserdusche nehmen und sind ordentlich eingesaut, zumal das Salz sich nicht einfach abreiben lässt. Ein Kuriosum sind die hygroskopischen Eigenschaften des Salzes. Es zieht also Wasser an, z. Bsp. aus der Luft. Maik hat einen Stein aus dem See, dessen Oberfläche Tage lang feucht bleibt.

Vor allem im Bereich des Sees, Israel in Sichtweite am anderen Ufer, gibt es diverse militärische Kontrollpunkte. Ständig müssen wir erklären: Woher? Wohin? Was ist im Gepäck? Welche Nationalität? Auf einer Straße durch weitestgehend unbesiedeltes Gebiet ändert sich dies jedoch nicht alle 20 Kilometer. Insbesondere nicht der letzte Punkt. Die Stimmung ist aber immer recht locker. In allen Punkten ist man zufrieden mit uns, auch weil wir erkannt haben, dass Jordanien besser ist, als vorherige Länder auf unserer Route. ;)
Nur einmal müssen wir neben der Straße auf Stühlen Platz nehmen und sitzen eine halbe Stunde, wie bei einer Dummheit erwischte Jungen, die darauf warten, von ihren Eltern abgeholt zu werden. Nach etlichem Warten serviert man sirupsüßen, seifigen Tee, man will uns sicher weichkochen, dann können wir weiter.

Die auf Kredit zugelegten 418 Abfahrts-Höhenmeter müssen zurückgezahlt werden. Die Zinsen sind der reinste Wucher. Innerhalb von 30km geht es 1600m nach oben. So geht es die nächsten Tage weiter durch die Gegend um Petra – ein anspruchsvolles Hoch und Runter. Mal was für die Statistik tun. Wir sammeln tausende Höhenmeter und durchbrechen mehrfach die 80-km/h-Grenze.
Dabei können wir die Faustformel überprüfen, dass die Temperatur pro 100 Höhenmeter um 1°C sinkt. Stimmt. Nach genussvoll, mildem Abend am Toten Meer mit nachts minimal 13°C, sind wir auf 1200m wieder bei -3°C angekommen. Und es geht noch etwas höher hinaus. Soll ja Leute geben, die glauben, in Jordanien ist es immer warm.

Der Summe aus körperlicher Belastung, eisigem, starkem Wind, nächtlicher Kälte und suboptimaler Nahrungsmittelversorgung muss diesmal Maik Tribut zollen. Seit 2 Tagen fühlt er sich unwohl und schwach.

Seit gestern sind wir in Aqaba, am Ende des Roten Meeres, wo Jordanien, Israel, Ägypten und Saudi Arabien zusammenkommen.
Hier haben wir unseren ersten Fernreiseradler getroffen – David Clément aus der Schweiz (http://DavidClement.top-depart.com). Er ist dafür verantwortlich, dass wir kurzfristig unsere Reisepläne ändern. Ursprünglich wollten wir von hier mit einer Fähre nach Ägypten übersetzen, um Israel zu meiden. Dabei gibt es nämlich 2 Probleme. Mit einem israelischen Stempel im Pass könnten wir nicht mehr in bestimmte arabische Länder einreisen. Der Weg Richtung Süden durch den Sudan wäre uns versperrt. Und zweitens bekommen wir an der Grenze nach Ägypten nur ein Visum für den Sinai, nicht für das restliche Ägypten. Für Problem 1 gibt es die Möglichkeit, unumgängliche Stempel statt in den Pass auf ein extra Papier zu bekommen. Wir hoffen, die Grenzkontrolleure spielen mit. Das Visum für Ägypten haben wir heute hier in Jordanien organisiert.
Das ist auch der Grund, weshalb wir einen Tag Pause in Aqaba gemacht haben. Unfreiwillig, denn nach einer falschen Ansage seitens des Konsulats wollen wir unsere Pässe abholen, als längst geschlossen ist. Wenigstens kann sich so Maik im Hotel noch etwas Ruhe gönnen.
Der Landweg spart 45,- US$/Person für die Fähre und etwas Wegstrecke.

Morgen werden wir aller Voraussicht nach nach etwa 10km durch Israel Ägypten erreichen. Jordanien liegt hinter uns, bleibt uns aber trotz landschaftlicher Reize nicht nur in positiver Erinnerung. Es gab mehrfach Autofahrer, die es sehr amüsant fanden, frontal auf uns zu zu steuern, um uns möglichst knapp zu passieren. Es gab Steine werfende Kinder. Das wütend machende dabei, die daneben stehenden Erwachsenen. Es wurde beim Einkauf hin und wieder übers Ohr gehauen. Dazu Militärpräsenz und Kontrollen, Dreck und Müll überall, Abgase, stinkender, brennender Plastikmüll.
Zweimal trafen wir einen interessanten, holländischen Geschäftsmann, Marco Coppoolse (www.MicrofinancePartners.com), der uns zu Kaffee und Kuchen eingeladen hat. Dessen Fahrer erklärte ihm, die Ursache für die endlos in den Sträuchern hängenden Plastiktüten ist der Wind.
Es gab aber natürlich auch die anderen Begegnungen. Zum Beispiel fuhren wir abseits irgendwelcher Ortschaften durch die Lande. Ein älterer Mann kam uns zu Fuß entgegen, schenkte jedem 2 Päckchen Biskuits und ging weiter.

Weiter geht es nach Kairo. Dort bekommen wir Besuch aus Kolumbien, Deutschland und der Schweiz, lassen die Räder 2 Wochen stehen und machen Urlaub. Außerdem werden wir unsere Weiterreise durch Ägypten und den Sudan organisieren, nach über 6000km den Rädern etwas Pflege zukommen lassen.
Vielleicht treffen wir in Kairo David wieder und nehmen gemeinsam einen Abschnitt unter die Räder.

Tom

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19. Dezember 2006 - Tom | deutsche Texte | Kommentare :: comments :: comentarios | Inhalt drucken

5 Responses to “Amman/Jordanien – Aqaba/Jordanien”

  1. 1 Konrad 24 Dezember 2006 @ 11:51

    Eine wunderschöne Weihnachtszeit Euch beiden. Hoffe Ihr seid beide wieder wohl auf und genießt Euren wohlverdienten „Urlaub“.

    Grüzze Konrad

  2. 2 Stefan 24 Dezember 2006 @ 14:43

    Tina und ich wünschen euch beiden ebenfalls eine schöne warme Weihnacht mit Euren Lieben und weiterhin eine solch offene und angenehme Art die Dinge anzugehen!

    Grüße aus Berlin und Arnstadt
    Tina und Stefan

    PS: Tom: Unbeleuchtet sehen die Türme in Schöneweide nur halb so schön aus…..

  3. 3 Waltraud und Eberhard 25 Dezember 2006 @ 19:36

    Herzliche Weihnachtsgrüße und ein schönes Treffen in Kairo. Maik alles Gute zum Geburtstag. Weiterhin eine gute Fahrt ohne Hindernisse, mit freundlichen Menschen. Bleibt gesund.

  4. 4 Jule und Karsten 25 Dezember 2006 @ 19:50

    Dir, Tom, und unbekannterweise auch deinem Mitfahrer Maik ein wunderschoenes entspanntes Weihnachtsfest. Wir lesen immer wieder gern eure spannenden
    Berichte, bleibt dran mit dem Schreiben auch im neuen Jahr. Weiterhin gute Fahrt!

    Sonnige Gruesse aus Ecuador,
    Jule und Karsten

  5. 5 María Isabel Barrera Márquez 27 Dezember 2006 @ 20:04

    Feliz cumpleaños!!!!!!Maik,qué mejor regalo que encontrarse con Elisa? The better present is to see Elisa in this day!

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